Oberösterreichs Nachwuchs trainiert mit Chinas Profis

03.08.2024
Gruppenfoto mit den Trainingsgruppen in Jinan (Foto: Yan Ertl)
Gruppenfoto mit den Trainingsgruppen in Jinan (Foto: Yan Ertl)

Aufgrund der langjährigen Kooperation zwischen Land Oberösterreich und der chinesischen Provinz Shandong wurde ein großer Traum für fünf junge österreichische Nachwuchsspieler wahr: sie durften zwei Wochen mit den Profis der Provinzmannschaft trainieren. Durch den OÖBV nominiert wurden Ertl Katharina (UBC Neuhofen), Ritter Isabella (UBC Neuhofen), Sun Emily (UBC Neuhofen) und Wu Tong Kay (Askö Traun). In Privatinitiative schloss sich auch Schuster Lukas (Badminton Mödling) an. Betreut wurde das Team von Katharina's Mama Yan Ertl.

Trainingslager in der Provinzhauptstadt Jinan

Das Training in Jinan folgt wie erwartet dem typischen chinesischen Muster. Es beinhaltet frühmorgenliches Konditionstraining, Techniktraining inkl Beinarbeit und Krafttraining. Besonders erwähnenswert ist die Dauer der einzelnen Übungen. Für 10-12 Jährige wird der Technikteil in drei Blocks eingeteilt:

40 min 1. Übung

10 min Pause

40 min 2. Übung

10 min Pause

30 min 3. Übung

10 min Pause

Die lange Übungsdauer verlangt von den jungen Spielern eine gute Kondition sowie eine andauernde Konzentrationsfähigkeit - wie in einem echten Match eben.

Nach dem Techniktraining folgt die Beinarbeit, die ca. eine Stunde dauert. Dazu gehören badmintonspezifische Beinarbeitübungen, die die Wendigkeit des Körpers, die Schnelligkeit sowie die Sprungkraft verbessern sollen. Eine gute Übung für Sprungkraft, Kraft des Handgelenks, Kondition und Ganzkörperfitness ist zB das Seilspringen. Die jungen Spieler mussten immer 1.500 Doppelsprünge (ein Sprung mit zwei Umdrehungen) machen, sie brauchten meist 16 Minuten dafür. 

vlnr.: Kay, Lukas, Isabella, Emily, Katharina (Foto: Yan Ertl)
vlnr.: Kay, Lukas, Isabella, Emily, Katharina (Foto: Yan Ertl)

Unterkunft am Campus

Untergebracht waren wir im Spielerheim, dh wir durften zwei Wochen lang leben wie chinesische Spieler. Die Unterkunft war sehr gewöhnungsbedürftig für europäische Ansprüche. Wäsche musste man selber mit der Hand waschen, nur ältere Spieler hatten einfache Waschmaschinen in ihren Zimmern. Auf dem Campus befanden sich Trainingshallen sowie Kantine. Einmal in der Woche haben junge Spieler Ausgang und dürfen den Campus verlassen. 

Am Bild ist eine der Trainingshallen zu sehen (Foto: Yan Ertl)
Am Bild ist eine der Trainingshallen zu sehen (Foto: Yan Ertl)
Spielerheim in Jinan. (Foto: Yan Ertl)
Spielerheim in Jinan. (Foto: Yan Ertl)

Highlight: Besuch bei der Nationalmannschaft in Peking

Am Ende der Reise und als Highlight durften wir die Trainingsstätte der chinesischen Nationalmannschaft besuchen. Als die Spieler auf den Feldern standen, wo einst Lin Dan trainierte, wo die amtierende Nummer 1 im Herreneinzel Shi Yuqi trainiert, wo das Team China trainiert, das aktuell im Besitz aller drei Pokale Sudirman, Thomas & Uber Cup ist, da blieben Augen und Mund vor lauter Bestaunen weit geöffnet. Diese besondere Ehre haben wir der Nationaltrainerin Pan Li zu verdanken, die früher Spielerin von Yan Yujiang (ehemaliger Chinesischer Meister, Weltklassespieler und -trainer). 

vlnr: Kay, Isabella, Nationaltrainerin Pan Li, Katharina, Lukas (Foto: Yan Ertl)
vlnr: Kay, Isabella, Nationaltrainerin Pan Li, Katharina, Lukas (Foto: Yan Ertl)

Stimmen zum Trainingslager

Katharina Ertl: Ich habe mich leider am ersten Tag bei einem Einzel verletzt und habe nicht mehr voll trainieren können. Doch ich habe den Älteren beim Trainieren zugesehen und das war auch hilfreich. Ich war erstaunt wie lange die Trainingszeiten betrugen und wie gut die Ausdauer der Spieler war. Beim Zusehen habe ich viel Neues lernen können. Ich würde mich sehr freuen wenn ich nächstes Mal wieder dort trainierten dürfte!

Isabella Ritter: Ich habe in diesem Trainingslager viel Neues erfahren können. Die Trainer haben uns, je nachdem ob sie Zeit für uns hatten, geholfen und das war schon ziemlich gut. Ich habe das Training gut gefunden und ich habe mich an die langen Übungszeiten gewöhnen können. Die Trainingsatmosphäre war definitiv anders aber auch an das habe ich mich schnell gewöhnt. Jeden Abend habe ich gut schlafen können weil dennoch alles zusammen sehr anstrengend war.

Emily Sun: Ich fand das Trainingslager Jinan super. Ich fand viele neue Freunde und überhaupt waren alle Leute sehr freundlich. Das Programm war anstrengend aber es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Freuen würde ich mich besonders wenn ich noch ein Mal kommen darf.

Kay Wu: Für mich war das Trainingslager anstrengend. Aber ich glaube ich wurde um Einiges besser. Und ich sah fast immer mit offenem Mund, wie die Chinesen trainierten.

Lukas Schuster: Nach den bisherigen Erzählungen anderer Mitspieler, habe ich mir das Training eigentlich anstrengender vorgestellt. Am Ende fand ich es extrem effektiv, da die Trainingsdauer der einzelnen Übungen im Vergleich zu Österreich, deutlich höher war. Dadurch wurden die Trainings sehr effektiv.

Wenn ich jetzt in Österreich spiele, merke ich auf jeden Fall einen Unterschied. Insgesamt fand ich das Trainingslager jedenfalls sehr cool und ich bin Yan sehr dankbar, dass sie mir diese tolle Erfahrung ermöglicht hat. Ich würde auf jeden Fall das Training wieder machen, da auch die Trainingspartner sehr nett waren und vor allem kann ich dann wieder an meinen Doppelsprüngen im Seilsprung arbeiten :)

Yan Ertl: Es war eine Gruppe von aufgeweckten, lernbegierigen Kindern, die der chinesischen Kultur und der chinesischen Badmintonkultur im Speziellen sehr offen und neugierig gegenüber standen. Ich denke sie haben viel von der Disziplin der chinesischen Spielern lernen können. Sie schreckten sich nicht vor anstrengenden Trainingseinheiten zurück und gaben immer ihr Bestes. Das Essen in der Kantine war nicht jedermanns Geschmack, dennoch wurde viel probiert. Neben Sprachbarrieren erfuhren unsere Spieler vor allem Gastfreundschaft und Neugierde, die von allen des Trainingscenters ausgestrahlt wurden. Alles in allem war das ein gelungener Austausch. Danke an Land Oberösterreich sowie dem oberösterreichischen Badmintonverband für diese einmalige Gelegenheit! 

Bericht von Yan Ertl